Zuversicht und Sinn geben

Zuversicht und Sinn geben

Als ich gebeten wurde für den Zuversichtsbrief über die Workshops zum Thema „Besinnen“ zu berichten, sind mir die vielen Gemeinsamkeiten von Zuversicht geben und Sinn geben aufgefallen. Anders gesagt, sie sind mir in den Sinn gekommen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie oft wir Redewendungen benutzen, die das Wort „Sinn“ enthalten?

Wir sagen

… „Dem Leben Sinn geben…“

… „Besinn dich doch mal!“

… „Hast du noch alle Sinne beisammen?“

… „Das ergibt doch alles keinen Sinn.“

… „Ich war ganz von Sinnen.“

… „Mit allen Sinnen genießen.“

und vieles mehr.

 

Großeltern sagten oft, meist im schönsten Platt, „Ich kann mich noch drauf besinnen, dass…“, wenn sie von einer Erinnerung erzählen wollten. Das Wort „besinnen“ wurde früher auch statt des Wortes „erinnern“ benutzt und genau hier wird die gemeinsame Bedeutung der Redewendungen zum Sinn besonders interessant.

All unsere Erinnerungen bestehen aus dem, was wir im Laufe unseres Lebens mit unseren Sinnen erfahren haben. Besonders mit unseren 5 Hauptsinnen – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Ob bewusst oder unbewusst durchleben wir in jeder Sekunde all diese Sinnerlebnisse und speichern sie als Erinnerungen und Erfahrungen. Das spätere Abrufen dieser Erinnerungen kann bewusst oder unbewusst verlaufen. Wir wissen nicht immer warum wir in einer bestimmten Situation ein schlechtes oder gutes Bauchgefühl, oft auch der 6. oder 7. Sinn genannt, haben. Doch das Bauchgefühl ist ein großer Schatz, den wir gut pflegen und behüten sollten. Dieses haben die 13 Teilnehmerinnen in den 3 Workshops zum Thema „Besinnen“ getan. Wir haben uns in kleinen Gruppen, symbolisch mit einer Pilgermuschel, auf den Weg zu den Sinnen gemacht, um bei jedem der 5 Sinne Station zu machen, ihn genauer zu betrachten, uns zu besinnen.

Die Hintergründe und das Nachdenken über die Unterschiedlichkeit von Wahrnehmungen und Vorlieben eines jeden Menschen, waren dabei für die Teilnehmerinnen immer wieder besonders interessant.

Wie kommt es, dass jemand diese oder jene Farbe, den einen Geruch oder den einen besonderen Klang ablehnt oder mehr mag als jemand anderes?

Woran liegt es, dass der / dem einen das Sehen wichtiger ist als das Schmecken oder Hören?

Wie geht es jemandem, dem Sinne fehlen oder der sich von einem dieser Sinne auf Grund von Krankheit oder Alter (langsam) verabschieden muss bzw. darum trauert?

Ich lade Sie ein, sich ganz persönlich einmal diese Fragen zu stellen und bei den Gedanken daran zu verweilen. Nehmen Sie sich auch gern hin und wieder Zeit, bewusst Ihre Sinne wahrzunehmen, zum Beispiel jetzt im Sommer. Schließen Sie einmal die Augen, während Sie ein Eis in der Sonne genießen. Achten Sie dabei auf die Wärme, den Geruch und Geschmack des Sommers, die Sie umgebenden Geräusche – welche Gedanken und Emotionen kommen Ihnen dabei?

Ich bin mir sicher, dass wir entspannter und erfüllter im „Hier und Jetzt“ leben, wenn wir hin und wieder bewusst wahrnehmen oder uns die eine oder andere der oben genannten Fragen stellen. Es unterstützt uns dabei sensibler mit uns selbst und auch sensibler mit anderen umzugehen – in der Familie, im Freundeskreis, in der Begleitung. Das Bewusstsein, dass jeder Mensch durch seine lebenslangen (Sinn-) Erlebnisse geprägt ist, hilft uns für Unterschiedlichkeiten Verständnis aufzubringen und individuell auf Menschen einzugehen. Ein geliebter Geruch, der an die eigene Kindheit erinnert, kann glücklich machen, Stärkung sein und Zuversicht geben. Zum Abschluss der Workshops gab es deshalb für jede Teilnehmerin als kleines Geschenk eine Pilgermuschel. Zur Erinnerung und Begleitung auf dem eigenen Weg, mit seinen unendlichen Möglichkeiten zum Innehalten, Wahrnehmen, Anteilnehmen und Besinnen. Mit dem bekannten, Satz „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“ gibt Cicely Saunders, die Gründerin der Hospizbewegung, dieses als Auftrag an uns mit. Den Tagen mehr Leben, mehr Sinn geben – im Hier und Jetzt – in der Begleitung und für uns selbst.

Das wünsche ich Ihnen ganz besonders in diesem Sommer, mit herzlichen Grüßen Nicol Gatzemeier

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